Deutsches Dulcimerforum

Normale Version: Gruß von der Nordseeküste
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Hallo Leute,

das Dulcimer-Forum ist mir schon länger bekannt, doch meine intensive Beschäftigung mit dem Instrumentenbau hatte mir bisher keine Zeit gelassen, mich im Forum zu betätigen, was sich jetzt aber ändern soll und beginnen möchte ich mit meinem Lebenslauf, natürlich bezogen auf die Instrumente:

Ich stamme aus einer Handwerkerfamilie und wohne an der Nordseeküste in Schleswig Holstein, dort, wo andere Urlaub machen. Mein Großvater und Vater waren Tischler, ich habe als Kind bereits intensiv mit Holz gearbeitet, dann jedoch Fernmeldehandwerker gelernt, weil mich die Elektronik fasziniert. Neben dem Beruf als Technischer Ingenieur habe ich hobbymäßig vielerlei Holzarbeiten wie Möbelbau und Drechseln gepflegt. 

Zu den Musikinstrumenten kam ich 2002 über einen befreundeten Gitarristen. Daraus folgte die Restauration und Reparatur vieler A- und E-Gitarren und der Bau von E-Gitarren, was ich auch heute noch gelegentlich mache.

Dulcimer und Hummel spiele ich mit Freunden seit 2008. In unserer regelmäßigen Spielgruppe hatten wir einige nicht so gut klingende Dulcimer, so entstand mein Wunsch, ein Dulcimer selber zu bauen. 

Als der Hauptberuf zu Ende ging und mehr Zeit zur Verfügung stand, habe ich zunächst drei Jahre investiert, um näher in die Konstruktion von Saiteninstrumenten, den Bau von Dulcimer, Hummel, Nyckelharpa, Geige und A-Gitarre einzutauchen. Dazu habe ich viele Bücher studiert, unzählige Videos angesehen, meine Holzwerkstatt um spezielle Werkzeuge erweitert und viele praktische Experimente zur Konstruktion und zur Optimierung des Klanges durchgeführt. So habe ich meine eigene Bauweise entwickelt und erste Versuchsmodelle gebaut.

Da ich überwiegend von Hand arbeite, dauerte die Herstellung der ersten „richtigen“ Instrumente für meine Freunde ein weiteres Jahr. 

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Das Ergebnis konnte sich hören lassen:   Blush (Eigenlob...)  Der Klang ist laut und breitbandig, super musikalisch und bestens geeignet für das Melodiespiel, so wie es in unserer Spielgruppe gepflegt wird.

Angespornt durch diesen Erfolg, habe ich inzwischen weitere Dulcimer und Hummeln gebaut, die ich selber spiele und die ich auch zum Verkauf anbiete. Damit das rechtlich korrekt ablaufen kann, habe ich meine kleine Manufaktur gegründet.

Leider hat Corona in diesem Jahr alle Veranstaltungen, Handwerkermärkte, Mittelalterfeste und Messen, auf denen ich meine Instrumente anbieten wollte, komplett verhindert.

Beim Bau meiner Instrumente dokumentiere ich die einzelnen Schritte mit vielen Fotos, die ich gern allen Interessierten zur Verfügung stellen möchte. Ihr findet sie auf meiner Homepage, außerdem detaillierte Infos zum Instrument und einige Klangbeispiele.
Gern beantworte ich Eure Fragen.
Moin Tom und herzlich willkommen im Forum!

Das war ja mal ein besonders schöner Beitrag im "Who is who" - vielen Dank, dass Du Dich so ausführlich und interessant vorgestellt hast.

Und was für wunderschöne Dulcimer Du baust!

Habe ich das richtig verstanden, dass Du auch Nyckelharpas fertigst? Das wäre ein Instrument, das mich auch noch begeistern würde - aber ich fürchte, dass ich dafür erst im Lotto gewinnen müsste (wenn ich denn spielte  Big Grin)

Ich freue mich auf weitere Berichte und Fotos und wünsche Dir viel Spaß im Forum.

Schöne Grüße aus Hessen
Ariane
Hallo Ariane,

danke für Dein Interesse an meinen Instrumenten. 

Leider baue ich (noch) keine Nyckelharpa, das wäre schon reizvoll, denn Ny sind gesucht und die Preise sind hoch, so um 3T. Allerdings sind die Preise gerechtfertigt, denn der Bau ist äußerst aufwändig. Nach meiner Einschätzung ist die Hauptaufgabe an diesem Instrument, die vielen Tasten so exakt auszusägen und einzupassen, so dass sie leichtgängig zu bespielen sind und trotzdem nicht so laut klappern. Die Tastatur zu fertigen, dauert etwa genau so lange, wie der gesamte Rest des Instruments. Damit sich überhaupt ein akzeptabler Stundenlohn ergibt, werden oftmals CNC-gefräste Tasten verwendet, damit geht die Herstellung einer Ny etwas schneller. 

Meine Nyckelharpa wurde vor einigen Jahren von einer begnadeten jungen Instrumentenbauerin in Deutschland erschaffen. Sie hatte damals noch komplett in Handarbeit gewerkelt, die Tasten am Küchentisch aus dem Massivholz ausgesägt und stundenlang gefeilt. Der Bau hatte "nur" 10 Monate gedauert, inzwischen höre ich von 2-3 Jahren Wartezeit für eine neue Ny. Manchmal gibt es auch gebrauchte.
Ich spiele meine Ny sehr gern, zähle mich inzwischen zu den "ein wenig Fortgeschrittenen". Die kleinen Liedchen, die ich sonst auf Dulcimer und Hummel spiele, klingen auch auf der Ny super. 
Ich hatte ein paar mal die Nyckelharpa-Tage auf Burg Fürsteneck besucht, dort treffen sich jährlich die Profis auf diesem Instrument und auch einige Anfänger. Das war sehr lehrreich und hat mir einen super Start gegeben. Sehr interessant waren die abendlichen Gespräche mit den Instrumentenbauern. 

In diesem Herbst und Winter werde ich 12 Schüler-Instrumente in Form der Friesischen Hummel bauen. 
Die Köpfe, die etwa 30% der Arbeitszeit für das Instrument ausmachen, sind fast fertig. 
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Im nächsten Jahr möchte ich damit Spielkurse anbieten.

Falls Corona auch im nächsten Jahr anhält, was ich aber nicht hoffe  Sad , würden für mich wieder viele Veranstaltungen ausfallen, dann hätte ich vielleicht Zeit, mich auch mal mit dem Bau einer Nyckelharpa zu befassen. Ich würde erst mal starten mit einer Mora-Harpa, die nur eine Tastenreihe trägt. Im Grunde traue ich mir sowas zu, aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail, wenn es mit der Holzbearbeitung konkret wird.
Moin Tom,

ich gehe mal davon aus, dass Du der liebe Tom warst, der mir so einen schönen Eintrag ins Gästebuch meiner Webseite geschrieben hat - vielen Dank dafür!  Heart

Oh ja, das glaube ich sehr, dass der Bau einer Nyckelharpa seeehr aufwändig ist. Ich hatte die Tage gedacht, ob es auch eine etwas "abgespecktere" Version gibt...und da schreibst Du von der Mora-Harpa, die ich mir eben auf Youtube angehört hatte.

(Aber ich muss sagen, es ist eben der Sound der Nyckelharpa, mit ihrer weit größeren Anzahl an Saiten, der so besonders schön ist.)

Dein neues Projekt mit den Spielkursen auf selbstgebauten Hummeln hört sich klasse an und ich drücke fest die Daumen, dass es ein Erfolg wird. Die Instrumenten-Köpfe sind schon mal sehr schön gearbeitet.

Vor zwei Tagen kam ein neues Instrument bei mir an...ein Hognose Plucked Psaltery von MusicMaker. Es klingt ganz wunderbar und ich übe schon eifrig "The Ash Grove" mit Akkordbegleitung, was gar nicht so einfach ist, wenn die eine Hand was anderes zupfen soll als die andere.  Big Grin 

Schöne Grüße aus Hessen an die Nordseeküste
Ariane
Hallo Tom,
das sind schöne Instrumente die Du da baust!
Viele Grüße Gerald